Seit 2019 erprobe ich mich an einem neuen Fischleder, das ebenfalls von einer Insel stammt: aus Irland. Der Rohstoff stammt aus zertifiziert biologischen Lachszuchten von der Westküste, wo das Meerwasser von besonders guter Qualität ist. Im thüringischen Weida werden die Fischhäute dann zu einem Leder weiterverarbeitet. Die Kleinstadt Weida ist seit dem 14. Jahrhundert fest verankert in der Zunft der Gerber. Heute zeigt ein Museum wie die Gerberei Francke damals das traditionelle Gerbverfahren mit Lohe (eine Gerbbrühe aus Baumrinde) ausübte, gleichzeitig wird in einem anderen Teil der Stadt Fischhaut umweltschonend ohne den Einsatz von Chrom gegerbt und eingefärbt. Das Fischleder ist somit frei von allergieauslösenden Stoffen.
Überraschend im Umgang mit dem neuen Lachsleder war für mich, dass es eine Herausforderung darstellt, den Farbton einer Fischleder-Charge identisch mit einer anderen Charge zu reproduzieren. Das liegt daran, dass die Gerberei in Weida die Häute nicht bleicht. Die Originalpigmentierung und die ursprüngliche Hautstruktur, worin sich die Lebensumstände erkennen lassen, bleiben erhalten. Das sorgt stets für eine Varianz in der Farbgebung – und das Ergebnis bleibt immer eine kleine Überraschung.
Am Interessantesten ist für mich die Korrelation zwischen Lebensqualität und Materialeigenschaften. Lachshäute aus irischer Zucht können sehr groß und dick sein, denn die Tiere aus biologisch gehaltener Zuchtweise profitieren nicht nur vom großzügig geschnittenen Lebensraum im sehr sauberen Meerwasser, sondern entwickeln sich auch besser durch das Futter aus Bio-Rohstoffen.
Der Übergang von dunkler Rückenseite und heller Bauchseite ist trotz Färbung stets sichtbar – zusammen mit dem silbrigen Schimmer der geschmeidig, glatten Oberfläche ergibt sich für jede Lachshaut eine einzigartige Textur.
Mit dem neuen Lachsleder und dessen Qualitäten bekommt die Gestaltung meiner Portemonnaie- Kollektion neuen Antrieb, denn dafür eignet sich das formstabile Leder besonders gut. Mit Beginn des neuen Jahres präsentiere ich die ersten Geldbörsen, die für den Herrn und für die Dame gleichermaßen gedacht sind. Farbtöne wie marine, schilfgrün und orange-rot werden die Accessoires prägen. Kombiniert mit einem pflanzlich gegerbten Rindsnappa aus deutscher Produktion, agiert die Kollektion ganz im Rahmen eines nachhaltigen Luxus. Hier schon mal ein kleiner Ausblick …
Das Portemonnaie Hamar abgebildet mit den Blüten des Alpen-Leinkrauts (Linaria alpina). Die ausdauernde Pflanze wächst auf Geröll und Felsboden und besiedelt Höhenlagen der alpinen und subalpinen Stufe.